Till

Der in nicht nur in karnevalistischen Kreisen bekannte Till entstammt dem lt. Überlieferung um 1290 in Kneitlingen am Elm geborenen Till Eulenspiegel (Til Ulenspiegel), jenem Schalk, der es aufgrund seiner Schläue hervorragend verstand, den Menschen den Spiegel vorzuhalten und damit (z.B. politische) Unzulänglichkeiten in die Öffentlichkeit rückte. Daß dies vielfach inform von verwegenen Streichen geschah, machte ihn berühmt.

Typisch für den Till ist die zweispitzige quer zu tragende Tillkappe. Die größte der Welt fanden wir an der Decke schwebend im Narrenkappenraum des Österreichischen Faschingsmuseums (sh. Abb.). Im Hintergrund zum Vergleich eine zweispitzige Narrenkappe in Originalgröße, welche längs getragen wird und in Österreich viel häufiger üblich ist als in Deutschland.

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In deutschsprachigen Kreisen erinnert man sich beim „Till“ natürlich oft an den Juristen Dr. Dieter Brandt, welcher jahrzehntelang in der Rolle des Till auf großartigste Art und Weise die Mainzer Bütt bestieg und sowohl der hohen Politik als auch den großen Prominenten aller Richtungen meisterhaft den Spiegel vorhielt. Wenn der legendäre Sitzungspräsident Rolf Braun ankündigte: „Es erscheint jetzt das Symbol des MCC: Der Till!“, ging ein „Aaaah!“ nicht nur durch den Saal des kurfürstlichen Schlosses zu Mainz oder der Rheingoldhalle, sondern auch zuhause durch die Wohnstuben.

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Textdichter schätzten an Dr. Dieter Brandt besonders seine Reimform A-B-A-B, dem sog. Kreuzreim, bei welcher sich nicht nur die zweite Zeile mit der vierten reimte, sondern zusätzlich die erste Zeile mit der dritten.

Hier ein Beispiel aus der Till-Büttenrede von 1979:

„Sechs Wochen Urlaub? Es wird  schwerer 

bei der Berufswahl, wie ich  mein‘ .

Soll man in Zukunft lieber  Lehrer 

oder Metallarbeiter  sein ?!“

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Unvergesslich: Dr. Brandt betrat die Bütt nicht, er bestieg sie tatsächlich und hockte während jeder Till-Rede quer zum Publikum auf der Bütt. Und daß die „Meenzer“ Bütt die Form einer Eule hat, dürfte wohl kaum ein Zufall sein!

(sh. Mainzer Fastnachtsmuseum)

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