Bettelhochzeit

Ein bayrischer Faschingsbrauch aus vergangenen Zeiten, in welchen die einfachen Dienstboten keine Faschingsbälle besuchen konnten, weil sie es sich finanziell nicht leisten konnten oder dort ganz einfach nicht erwünscht waren.
Als Ersatz feierten sie gemeinsam eine Bettelhochzeit. Das „Brautpaar“ bestand entweder aus zwei Männern (der Größte spielte die Braut, der Kleinste mußte den Bräutigam spielen) oder aus einem gemischten Paar mit vertauschten Rollen, wobei auch in diesem Fall der „Bräutigam“ deutlich kleiner war.
Der beste Redner unter den Dienstboten spielte den Pfarrer, welcher das auf dem Misthaufen stehende Brautpaar verheiratete, natürlich mit witzigen Worten, z.B.: „Willst du, armer Bräutigam, dein ganzes Leben lang alles fressen, was deine blöde Afra mit ihrem verrosteten Löffel alles zusammenpantscht, so antworte mit JA!“
Auch alle weiten Rollen wie Brautjungfer und Hochzeitslader wurden aus der Reihe der Besucher besetzt und einige hatten auch ihre Musikinstrumente mitgebracht, mit welchen sie die Feier bis spät in die Nacht zwar lautstark, aber doch mehr oder weniger wohlklingend umrahmten.
Wenn heute im Rahmen eines Faschingsballs eine Bettelhochzeit durchgeführt wird, dann meist mit einer kleinen Frau als Bräutigam und einem großen Mann als Braut, wobei auch die Kombination „Große Frau als Bräutigam, kleiner Mann als Braut“ sehr reizvoll sein kann (sh. Abb.). Gleich groß sollten beide keinesfalls sein!
Das Zeremoniell findet auch nicht mehr auf dem Misthaufen, sondern im Ballsaal auf Tanzfläche oder Podium statt. Gerne spielt die Tanzband bei dieser Einlage dann bewusst etwas „schräg“ mit leicht verstimmten Instrumenten und absichtlichen Fehlern. Und wenn der Hochzeitslader (eine Art Moderator, oft Entertainer) dann sogar „echt“ ist, wird der Auftritt zum perfekten Spaß für Zuschauer und Akteure.

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